[i]Vor einem großen Bücherregal stehend schaute die junge Zauberin ehrfürchtig und voller Neugier zu den verschiedensten Büchern hoch.
„Diese Bücherei ist wirklich sonderbar, so viele Bücher habe ich noch nie gesehen“, sagte sie voller erstaunen, obwohl sie vollkommen alleine in der großen Bibliothek stand. Sie zog eines der großen, schweren Bücher heraus, das am Buchrücken mit einigen Symbolen verziert war. Sie legte es auf den kleinen Tisch, setzte sich hin und begann zu lesen. Es dauerte nicht lange, da legte sie das Buch fertig gelesen zur Seite und nahm sich ein Neues. Schon als Kind war sie vollkommen fasziniert von Büchern gewesen und den Geschichten die darin standen. Natürlich waren es nicht nur Geschichten und Sagen, nein es waren auch Bücher über verschiedene Theorien, die Wissen vermitteln sollten.
So kam es, dass sie nach einigen Tagen ein Buch fand, dass in der hintersten Ecke schon am verstauben war. In großen silbernen Lettern stand darauf geschrieben: Das Geheimnis des Glücks.
Interessiert, was es wohl für ein Buch sein mag nahm sie es und begann zu lesen, aber die darin verbreitete Theorie gefiel ihr gar nicht. Das Buch handelte über das Buch des Glücks und dessen Anwendung. Völlig erzürnt über das was drinnen stand schmiss sie das Buch auf den Boden und begann heftig zu zittern. Hilflos was sie mit einem solchen Buch machen sollte und vor allem mit der darin verbreiteten Lehre, belegte sie es mit einem Fluch. Sie stellte es zurück in die Ecke in der sie es gefunden hatte und schaute noch einmal auf zu dem Regal. Sie wurde nie wieder in der Bücherei gesichtet und das Buch geriet in Vergessenheit.
Einige Jahrzehnte später hegte erneut jemand Interesse an der vergessenen Bibliothek. Es war ein Junger Kämpfer mit Namen Jalerius, der als er durch Delos streifte die Kathedrale erblickte und betrat. Überwältigt von der Vielfalt der Bücher setzte der Kämpfer sich an den kleinen Tisch, holte sich einige Bücher und begann zu lesen. Am Abend ging er wieder zurück nach Konlir und berichtete allen anderen von der längst in Vergessenheit geratenen Bibliothek und der Vielfalt an Büchern die darin stand. Am nächsten Tag ging er wieder nach Delos um weiterzulesen. Er verbrachte mehrere Stunden täglich in der Kathedrale, saß einfach nur da und las, bis er schließlich das Buch über das Geheimnis des Glücks fand. Noch viel staubiger als die anderen Bücher lag es in einer Ecke und zog Jalerius’ Blick magisch an. Er nahm das Buch, setzte sich zurück an den Tisch und begann zu lesen. An diesem Abend kehrte er noch nach Konlir zurück, legte sich in sein Bett, aber stand am nächsten Tag nicht wieder auf. Er war erstickt. Vollkommen ratlos, woran Jalerius, der noch in jungen Jahren war, erstickt sein könnte, brachten die Bewohner Konlirs seinen Tod in Verbindung mit der Kathedrale und der Bücherei. Alle Dorfbewohner machten sich auf, um die Kathedrale aufzusuchen, doch schon bald mehrten sich die Todesfälle. Schon recht bald war klar, dass sie alle in Verbindung mit einem der Bücher stehen mussten. Da alle, die bereits daran gestorben waren, in derselben Ecke suchten, fand man das Buch bald. Es wirkte normal, so als sei nichts daran, aber wie sollte ein Buch jemanden ersticken können? – Sie nahmen es mit nach Konlir, damit die Gelehrtesten es betrachten konnten. Nachdem es zu einem weiteren Todesfall gekommen war, machte sich plötzlich ein kleiner, etwas rundlicher Zauberer bemerkbar.
Mit seiner ruhigen und tiefen Stimme sagte er zu allen Versammelten: „Es sind die Seiten des Buches, die die Menschen umbringt. Sie sind vergiftet, dass sobald Flüssigkeit darauf kommt das Gift zu wirken beginnt und in die Poren der Haut einzieht. Es ist ein sehr mächtiger und alter Zauber, von dem ich einmal gelesen habe.“
Alle wichen erschreckt zurück und man vernichtete das Buch in den folgenden Tagen.
Niemand besuchte mehr die große Kathedrale in Delos und die dazugehörige Bücherei. Sie geriet viele Jahrtausende in Vergessenheit und wird auch heute nur noch von sehr wenigen Wesen besucht. Mittlerweile liegt eine dicke Staubschicht überall im Inneren der Kathedrale, nur vereinzelt sind Fußabdrücke zu sehen.